Das Interrail-Ticket war erst kurz zuvor von Bahngesellschaften aus mehr als 20 Ländern aus der Taufe gehoben worden, als Peter Zimmermann im Sommer 1972 am Innsbrucker Hauptbahnhof den Zug bestieg. Mit der neu geschaffenen, internationalen Bahnfahrkarte in der Tasche machte sich der junge Tiroler damals einen Monat lang auf große Entdeckungsreise durch Europa.
12.541 Kilometer legte Zimmermann bei seiner Tour mit der Bahn in wenigen Wochen zurück. Der in Mils lebende Tiroler erinnert sich: „Es war wirklich die große Freiheit – also das war unwahrscheinlich, dass man in Länder fährt, die man nur auf Landkarten gesehen hat, die man im Atlas nachgeblättert hat: Fjorde sehen, Meere sehen, Schiffl fahren und Zug fahren natürlich.“ Zunächst führte die Reise den Tiroler in den Norden bis nach Narvik in Norwegen, danach ging es durch ein ganze Reihe europäischer Länder wie England, Frankreich oder die Niederlande bis nach Rom in den Süden. Von Italien ging es zum Abschluss mehr als 800 Kilometer mit dem Zug zurück nach Tirol.
Mit Rucksack, Schlafsack und Gaskocher unterwegs
Den Rucksack für die Zugfahrt durch Europa hatte Zimmermann von seinem Vater. Mit im Gepäck war ein Schlafsack, eine alte Luftmatratze und ein Gaskocher. „Wir haben die ersten zwei Nächte in der Jugendherberge in Kopenhagen geschlafen und danach nur mehr im Zug oder im Freien – oder wenn wir eingeladen waren“, so Zimmermann im Rückblick.
Eingeladen wurde der junge Tiroler damals auf seiner Interrailfahrt oft: „Das ganze Leben habe ich mitgenommen, dass man auf der Welt so schnell so viele nette Leute trifft. Man muss nur auf sie zugehen, man muss sie fragen“, schildert Zimmermann die Erfahrungen auf seiner ersten große Reise. Das sei auch trotz der Sprachbarrieren gegangen, man habe sich vielfach einfach mit Händen und Füßen unterhalten.
Vielfältige und neue Erfahrungen im Europa-Querschnitt
Für Peter Zimmermann war die wochenlange Fahrt durch Europa ein Eintauchen in neue und völlig fremde Welten. Das begann beim Essen, wo er in Kopenhagen erstmals ein „Würstl“ im Brot mit scharfer, roter Sauce vorgesetzt bekam. Aber auch abseits des Kulinarischen gab es viel Exotisches zu entdecken, etwa in freizügig gestalteten Auslagen in Skandinavien: „Dänemark – freies Land, Nackerte in den Auslagen, Erotikheftln. Ja, das ist man natürlich schon anschauen gegangen – das hat dazugehört.“ Der Mutter habe er das aber nie erzählt.
In Kopenhagen landete Zimmermann vor 50 Jahren auch in einem Kinks-Konzert, mitten unter tausenden Hippies. „Da haben wir eigentlich nicht recht hineingepasst. Wir haben weder gehascht. Ich war Nichtraucher, ich war Antialkoholiker. Ich habe mich nicht wohl drin gefühlt, weil ich einfach wohl ein bisschen so ausgeschaut habe, aber nicht der Hippie war.“
Interrail-Abenteuer nach 50 Jahren noch voll präsent
Für Peter Zimmermann ist die wochenlange Zugfahrt durch Europa auch nach Jahrzehnten in der Erinnerung noch bis in viele Details präsent: „Durch das, dass ich alle Unterlagen habe, dass ich noch alle Fotos habe, es ist eigentlich wie gestern. Ich würde sofort noch einmal fahren.“